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Schrift 1. KlasseSchreibenlernen: Was hemmt?

Die akkurate und endlose Wiederholung einer vorgegebenen Buchstabenform ist beim Schreibenlernen wenig zielführend. Vielmehr steht bei motorischem Lernen das vielseitige Erforschen und Erleben von individuellen Lösungsansätzen im Vordergrund. Kinder sollen sich ausprobieren können, um zu einer guten individuellen Schrift zu gelangen.

Schrift 1. Klasse

Diese Faktoren wirken sich negativ auf das Schreibenlernen aus:

1. Begrenzungslinien: Zwingendes Einhalten der Lineatur in der ersten Phase des Schreibenlernens lenkt Kinder von schnellem, automatisiertem Schreiben ab. Dieses ist enorm wichtig für eine flüssige und kraftsparende Handschrift. Ein routinierter Schreiber führt Schreibbewegungen mit einer Geschwindigkeit durch, die für das Auge nicht mehr kontrollierbar ist. Begrenzungslinien hemmen den Schreibfluss.

2. Langsames und betont kontrolliertes Schreiben: Die präzise Wiedergabe von Buchstabenformen bzw. die bewusste Bewegungskontrolle beim Schreiben ist kritisch, sogar kontraproduktiv. Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf ein Detail des Buchstabens reicht daher schon aus, die automatisierte Ausführung empfindlich zu stören.

3. Der Fokus wird nicht auf den Schreibprozess bzw. die Schreibbewegungen gerichtet: Wenn der Fokus auf das Schreibergebnis (die Schrift) gelegt wird, können falsche Bewegungsabläufe beim Schreiben nicht rechtzeitig erkannt und berichtigt werden.

4. Nachspurübungen und zeitlupenartige Präzisionsschriften: Genaues Nachspuren verhindert schwungvoll geschriebene Formen aus dem Gedächtnis.

5. Das exakte Anbinden von Buchstaben bzw. die Nulltoleranz: Kontaktstellen bei Buchstaben präzise zu treffen, stellt eine motorische und visuelle Herausforderung dar, die den Schreibfluss extrem verlangsamt.

6. Falsche Sitzhaltung: Eine auffallend vorgebeugte Sitzhaltung, abgestützt auf dem Schreibarm, verhindert eine bewegliche Schreibhand.

7. Falsche Handhaltung: Ein stark gebeugtes und unbewegliches Handgelenk verhindert eine bewegliche Schreibhand.

8. Ungünstige Stifthaltungen: Auffallende Fingerpositionen (z.B. krampfhaft gebogene Finger) führen zu Druckschmerzen, zunehmender Verkrampfung und ungelenker Schrift.

9. Linkshändigkeit wird nicht erkannt.

 

Zum Weiterlesen

MAI N.; MARQUARDT C.; QUENZEL I.: Wie kann die Flüssigkeit von Schreibbewegungen gefördert werden? In: Balhorn H, Niemann H (Hrsg.) Sprachen werden Schrift. Lengwil, Schweiz: Libelle, 1997.

Sämtliche Publikationen des Schreibmotorik Instituts

   

         

Sollten Sie Informationen aus dem vorliegenden Beitrag entnehmen, bitten wir Sie, diesen wie folgt zu zitieren:

Schreibmotorik Institut e.V. (2017). Schreibenlernen: Was hemmt? Zugriff am [dd.mm.jjjj] unter http://www.schreibmotorik-institut.com/index.php/de/fakten-und-tipps/fachwissen/502-schreibenlernen-was-hemmt

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